St. Pauli FAIR-TOURS

Die freiwillige Selbstkontrolle für Gästeführer*innen auf St. Pauli

Zur Vorgeschichte: Der Anlass dieses Engagements liegt auf der Hand. St. Pauli ist zwar nur rund 22.000 Einwohner bzw. zwei Quadratkilometer klein, erfreut sich aber großer Popularität und zieht Jahr für Jahr mehr Touristen aus der ganzen Welt an. Die Tourismuszahlen in Hamburg sind in den letzten Jahren extrem gestiegen und werden dies in den nächsten Jahren weiter tun. Dass sich das natürlich auch auf den Hot Spot St. Pauli auswirkt, ist mehr als augenscheinlich. So gab es in der Vergangenheit verschiedene Konflikte. Mit Anwohner*innen, mit Gewerbetreibenden und auch unter den Guides selbst.

Diese steigende Popularität spiegelt sich auch in der Zahl der Gästeführer wider, die in den letzten zehn Jahren auf rund 200 Guides angestiegen ist. Vor dem Hintergrund, dass wir in Zukunft keine sinkenden Zahlen bzgl. der Tourangebote zu erwarten haben, haben sich in einigen Treffen und in einem Workshop ein Großteil der Touranbieter zusammengesetzt und sich vom Quartiersmanagement moderiert Gedanken gemacht, welche Regeln gelten sollten, um hier langfristig ein gutes Zusammenwirken aller Beteiligten zu ermöglichen.

Das Tourenangebot wird zunehmend unübersichtlicher und eine Kontrolle von Qualität und Anwohnerschutz ist inzwischen kaum noch möglich. Entsprechend haben ein großer Teil der Anbieter ein Leitbild unterschrieben. Sie dürfen den Button „FAIR-TOURS“ sichtbar tragen und das Signet in den eigenen Marketingmaßnahmen einbinden:

Unseren Gästen wollen wir St. Pauli zwar hauptsächlich mit seiner spannenden Vielfalt, Vergangenheit und Gegenwart näher bringen, aber auch Spannungen nicht verschweigen, die der Wandel mit sich bringt.

Unsere Fremdenführer sollen deshalb unseren Gästen St. Pauli nicht nur als liebenswertes Vergnügungsviertel zeigen, sondern auch als lebenswertes Viertel für Anwohner – das nicht nur lebenswert ist, sondern es auch bleiben soll.

Dafür schlossen wir uns in einer Arbeitsgemeinschaft unter dem Label „St. Pauli FAIR-TOURS“ und mit dem Slogan „viel fairgnügen“ zusammen. Mittlerweile habe sich die beteiligten Fremdenführer mehrfach getroffen und ausgetauscht oder erhielten Hintergrundinformationen wie z. B. bei einer Einladung von der Davidwache.

Mehr Respekt für St. Pauli – und für die Menschen, die in St. Pauli leben und arbeiten! Das bedeutet für uns konkret:

1. Reine Anwohnergebiete (z. B. Hein-Köllisch-Platz) sind für große Gruppen tabu, d. h. wir machen dort mit großen Gruppen keinen Halt, um Stationen zu erklären, nutzen dort auch keine Stimmverstärker und nehmen auf die allgemeine Nachtruhe besondere Rücksicht.

2. Unsere Guides und Tourbegleiter achten darauf, mit ihrer Gruppe die Bürgersteige nicht zu blockieren, bzw. Anwohnern den Durchgang zu ermöglichen.

3. Die Burger King-Seite der Davidstraße ist für unsere Gruppen ab 20 Uhr tabu.

4. Mit großen Gruppen machen wir schon vor 20 Uhr vor den Toren der Herbertstraße keinen Halt, nach 20 Uhr gar keinen, d. h., Erklärungen zur Herbertstraße werden nach 20 Uhr von der gegenüberliegenden Straßenseite aus vorgenommen.

5. Wir achten darauf, dass unsere Guides im Bereich Davidstraße / Herbertstraße / Hans-Albers-Platz unsere Gäste auf das ungeschriebene Prostituierten-Foto-
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hinweisen sowie auf das ungeschriebene Gesetz, dass Frauen keinen Zugang zur Herbertstraße haben.

6. Sofern wir mit Männern durch die Herbertstraße gehen, nehmen wir in der Herbertstraße keine Erklärungen vor. Nach 20 Uhr ist hier verstärkt darauf zu achten, die Geschäfte nicht zu stören und ggfs. von einem Gang durch die Herbertstraße abzusehen.

7. Wir nehmen Rücksicht auf Guides anderer Anbieter, d. h. wir äußern uns beim Zusammentreffen nicht über Gruppen und Guides anderer Anbieter (es sei denn, dies ist so zwischen beiden Seiten vereinbart worden).

8. Wir bieten unseren Guides Möglichkeiten, sich fortzubilden und kontrollieren die Richtigkeit der Informationen, die unsere Guides an unsere Gäste weitergeben.

9. Wir kennzeichnen unsere Touren bzw. Tourguides oder Tourbegleiter, um eventuelle Probleme und Beschwerden leichter zuordnen und klären zu können.

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